In Teil 1 wurde die Idee eingeführt, dass ein von außen als Stagnation erlebtes Verhalten des Klienten auch als hochdynamische Anpassungsleistung verstanden werden kann, was wiederum Ansatzpunkte für die weitere Arbeit ermöglichen kann. Dies folgt der Annahme, dass normalerweise niemand morgens aufsteht und sich fest vornimmt, ab sofort nur noch auf der Stelle zu treten. Das Verhalten des Klienten kann somit als Lösungsversuch gesehen werden.
In Teil 2 betrachten wir genauer die Bedeutung und die Auswirkungen der Stagnation im Hinblick auf die Zielsetzung des Klienten.
In der Arbeit mit Klienten in Zwickmühlen (Ambivalenzen, Zielkonflikte) als auch mit Klienten im Zwangskontext kommt es öfter vor, dass für den Coach/Berater/Trainer die Sache sich ganz deutlich darstellt, die Lösungen offen vor einem liegen und man nur noch zielgerichtet und kontinuierlich an der Umsetzung des Plans arbeiten müsste.
Nun kann es vorkommen, dass zur Überraschung des Coaches der Klient diesen Optimismus und die Lösungsorientierung gar nicht teilt, sondern sich unerwartet verhält. Er lehnt die Lösungsvorschläge als nicht passend zu ihm ab, er schildert ausführlich, weswegen er diese nicht umsetzen könne, er produziert laufend neue Ziele oder möchte gerne Alternativen diskutieren. Der Volksmund beschreibt (entwertend) dieses (als Widerstand wahrgenommene) Verhalten mit Redewendungen wie „Wasch‘ mir den Pelz aber mach‘ mich nicht nass“.
In der Arbeit mit derartigen scheinbar verfahrenen Situationen hat es sich bewährt, das Verhalten des Klienten als Ausdruck von unerfüllten oder nicht ausreichend berücksichtigten Bedürfnissen zu sehen. Schrittweise kann man hier mit dem Klienten gemeinsam „Übersetzungsarbeit“ leisten und herausarbeiten, welche Bedürfnisse, Wünsche oder noch nicht genannten Ziele eine Bedeutung haben.
Verschiedene Beratungs- und Therapieansätze haben hier Konzepte der Gesprächsführung und Beratung entwickelt, die an dieser Stelle hilfreich sind, z.B. der Personzentrierte Ansatz, der hypnosystemische Ansatz oder Elemente des NLP.
Sind die weiteren Ziele bzw. Bedürfnisse bekannt, kann man nun an der Integration dieser verschiedenen Elemente arbeiten. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, von Priorisierungen über systemische Methoden (z.B. Auftragskarussell), personzentrierte Methoden (z.B. Focusing, Motivational Interviewing, Gewaltfreie Kommunikation) bis hin zu existenzialistisch geprägten Methoden (z.B. existentielles Coaching nach Alfried Längle).
Dadurch verhilft man dem Klienten, für sich eine Orientierung zu finden, so dass sich aus der ursprünglichen (scheinbaren) Stagnation (dem „Nein“) heraus ein Veränderungsprozess entwickelt (das „Ja“).
Weiter mit Teil 3: von Restriktionen und Problemen